Staatliche Realschule mit Dreifachturnhalle | Kemnath
Eingebettet in die Landschaft
Die neue Realschule bildet das Herzstück der Stadtentwicklung am nordwestlichen Eingang von Kemnath. Teil davon sind Sporteinrichtungen, ein neues Wohnviertel und die landschaftliche Integration des Flötzbachs. Zusammen mit der benachbarten Grund- und Mittelschule entsteht so ein neues Schulensemble und Bildungsquartier. Die aus drei zusammenhängenden Baukörpern bestehende Realschule nimmt die Höhenlinien des von Südwesten nach Nordosten abfallenden Geländes auf, integriert sich mühelos und schafft eine neue Beziehung zwischen den Nachbarn, den Nutzern und der Natur. Ebenso berücksichtigt der Komplex mit seinen Freianlagen die Hochwasserlinie des östlich gelegenen Flötzbachs. Rund 16.000 Quadratmeter Geschossfläche gliedern sich in ein dreigeschossiges Schulgebäude im Norden, einen eingeschossigen Zwischentrakt und eine abschließende Dreifach-Sporthalle im Süden. Der Zwischentrakt bildet den topografischen Sockel des Komplexes und integriert ihn in den natürlichen Kontext.
„Die Umsetzung unserer Anforderungen wurde von den Planern, den Architekturbüros ALN und Gutiérrez-delaFuente Arquitectos, perfekt umgesetzt.“ Holger König, Schulleiter
„Die lichtdurchfluteten Räume und das innovative pädagogische Konzept, das Bewegung in den Schulalltag integriert, schaffen eine Lernumgebung, die inspiriert und motiviert. Technisch und architektonisch setzt die Schule Maßstäbe.“ Roland Grillmeier, Landrat des Landkreises Tirschenreuth
Von Südwesten kommend lässt das begehbare Dach des Verbindungsbaus Schule und Landschaft miteinander verschmelzen. Es dient als Treff- und Aussichtspunkt und verbindet über eine Wendeltreppe die Dachlandschaft mit dem teilweise überdachten Schulhof. Im EG schafft eine durchgehende Loggia mit einem „Säulenwald“ einen fließenden Übergang vom Innenraum der Schule zur Landschaft.
Die Aula – das Herzstück der Schule
Ein Rücksprung in der Fassade des Schulgebäudes führt im Nordosten zum Haupteingang, über den man das Foyer erreicht. Von dort gelangt man in das Herzstück der Schule, der lichten Aula mit großer Sitztreppe. Über drei Etagen des Gebäudes erstreckt sie sich, geprägt durch das Holzraster des Oberlichts, eine hängende Konstellation von Lichtern und eine große Wand für Video-Projektionen. Sie dient als Veranstaltungsort und zentraler Raum der Kommunikation und des Miteinanders. Hier befindet sich auch die Haupttreppe. Über diese und zwei weitere offene Treppen sind die Geschosse miteinander verbunden. Die Aula ist damit auch ein Raum der Bewegung. Schüler bewegen sich ständig auf und über die Ebenen hinweg – so entsteht eine stete Choreografie des Schullebens.
Die Klassenzimmer im dreistöckigen Schulgebäude gruppieren sich um die Aula. Diese Anordnung korrespondiert mit dem besonderen pädagogischen Konzept der Realschule Kemnath: dem, der Bewegten Schule. Nicht die Lehrer wechseln das Klassenzimmer, sondern die Schülerinnen und Schüler ziehen beim Stundenwechsel um. Die Flure, die breiter als üblich sind, werden dabei zum zweiten Bewegungsraum und befördern den gewünschten Austausch zwischen den Stunden, bieten aber auch Rückzugsorte. Gleichzeitig sorgt die Kompaktheit des Schulgebäudes für kurze Wege. Mit einem weiteren Innenhof belichtet die Aula die Mittelzone des langgestreckten Schulgrundrisses und sorgt zugleich für eine gute Orientierung im Gebäude. Ein von Laufbahnen inspiriertes Leitsystem greift die Dynamik der Bewegten Schule auf.
Viel natürliches Licht in den Kunst- und Werkräumen
An den außenliegenden Fassaden des EG lagern sich Fach- und Klassenräume mit ihren zugehörigen Nebenräumen an. Direkt der Aula zugeordnet befindet sich im Erdgeschoss auf der Nordseite der Vortragsbereich. Ihm gegenüberliegend sind die Musikräume und die sich anschließende Mensa auf der Südseite verortet, so dass eine vom Schulbetrieb entkoppelte Nutzung bei Veranstaltungen möglich ist. Am südwestlichen Gebäudeende schließt sich der eingeschossige Zwischenbau an. Hier befinden sich die Kunst- und Werkräume, die entlang der Berndorfer Straße kreisrunde Deckenoberlichter aufweisen. Zur Belichtung und Bespielung verfügt jeder dieser Unterrichtsräume über einen direkten Zugang zu den Innenhöfen.
Auf der dem Schulhof zugewandten Seite befinden sich ein Café und der Ganztagesbereich mit direktem Zugang zum überdachten Außenbereich sowie dem Pausenhof. Zwischen Werk- und Kunstbereich sowie dem Ganztagsflächen führt ein breiter Flur zur Sporthalle am südlichen Ende des Zwischenbaus.
Im ersten Obergeschoss sind Lehrerzimmer und Bibliothek in der Mittelzone angelagert. Die großzügig gestalteten Klassenräume ermöglichen von Einzel- oder Gruppentischen bis hin zu Stuhlkreisen eine große Varianz in der Bestuhlung. Das zweite Obergeschoss ist in erster Linie von Fachräumen aus dem naturwissenschaftlichen Bereich geprägt.
Öffnungen und Oberlichter rhythmisieren den Bau
Öffnungen und Oberlichter auf dem Schulgebäude und dem Zwischenbau rhythmisieren den Bau, stellen Beziehungen zwischen den Ebenen her und sorgen für zusätzliches Tageslicht. Das Erdgeschoss öffnet sich fließend mit großformatigen Glasflächen zum Schulhof, geschlossene Teile der Vorhangfassade sind hier in robustem, hellem Metall-Zackenprofil gehalten. Die Obergeschosse hingegen sind in der Gebäudehülle von charmant vorvergrautem Lärchenholz geprägt, auch die Fenster sind hier aus Holz. Durch ihre umlaufenden Fluchtbalkone aus Stahlbeton erhält die Fassade eine horizontale Prägung.
Das Dach der Turnhalle scheint förmlich zu schweben, da es in seiner Höhe aus dem Erdgeschoss herausschaut. Das umlaufende Lichtband aus Glas verleiht dem Dachkörper seine Leichtigkeit.
Die Freianlagen – Ökologie und Architektur vereint
Die Freianlagen der neuen Realschule Kemnath verbinden die Anforderungen des Schullebens harmonisch mit der natürlichen Landschaft des Planungsgebiets. Dabei werden die vorhandenen Gegebenheiten, insbesondere Flora und Fauna sowie der Wasserkreislauf des Biotops Flötzbach an der östlichen Grundstücksgrenze, respektiert und integriert. So gelingt es, Ökologie und Architektur miteinander zu vereinen.
Vom östlichen Eingangsbereich der Schule, der Ganztagsbetreuung und der Sporthalle ausgehend, gliedert sich der Schulhof in verschiedene Bereiche: befestigte Flächen, Sport- und Aktivitätszonen, Schulgarten mit Hochbeeten, eine Obstbaumwiese und grüne Klassenzimmer bis hin zum Naturraum entlang des Flötzbachs mit Erholungs- und Ruhezonen. Zentral im Pausenhof gelegen, befinden sich ein Streetball-Feld, Tischtennisplatten, Slacklines und eine Parkour-Anlage, die die Aktivität der Schülerinnen und Schüler fördern und den Charakter einer Bewegten Schule unterstreichen.
Begrünte Dächer fördern die Biodiversität
Alle Flachdächer der drei Gebäudeteile sind begrünt – Schulbau und Turnhalle extensiv, der Verbindungsbau intensiv. So bildet sich ein Dachgarten heraus. Dieser kompensiert einen Teil der versiegelten Flächen, ist ein wertvoller Beitrag zur Biodiversität und verbessert das Mikroklima. Das Dach des Schulbaus ist zudem mit einer hochmoderne PV-Anlage zur Energiegewinnung ausgestattet.
Nördlich des Straßenzugs erweitert ein neues Rasenspielfeld die bestehenden Sportflächen. Das Spielfeld ist – wie auch der gesamte Pausenhofbereich – barrierefrei zu erreichen und über einen großzügigen Vorplatz mit dem Aufenthaltsbereich vor dem Haupteingang des Neubaus gestalterisch verbunden.