Carlo-Mierendorff-Schule | Griesheim
Ein Neubau als verbindendes Zentrum
Mit dem Neubau der Carlo-Mierendorff-Schule als vierzügige inklusive Ganztagesgrundschule ist im Osten Griesheims ein neuer Bildungscampus entstanden – eingebettet zwischen gewachsener Natur und gebauter Umwelt, zwischen Bestand und Zukunft. Der dreigeschossige, in S-Form geschwungene Baukörper verbindet die nördlich gelegene Sporthalle der Schule, die benachbarte Kindertagesstätte und die südlich anschließende Schule am Kiefernwäldchen zu einem lebendigen Gesamtensemble. Der Neubau übernimmt dabei nicht nur eine räumliche Vermittlerrolle, sondern bildet zugleich das neue Zentrum des Campus.
Das neue Schulhaus verknüpft die östliche und westliche Erschließung des Geländes und wird dabei sanft vom Kiefernwäldchen umrahmt. Die geschwungene Formensprache, die differenzierte Höhenstaffelung und die transparente Fassadengestaltung schaffen abwechslungsreiche Perspektiven. Der in den Jahren 1959/60 errichtete Vorgängerbau wurde im Auftrag des Landkreises Darmstadt-Dieburg durch den Neubau ersetzt. Elemente des denkmalgeschützten Bestands wurden saniert und gezielt in das neue Gebäudeensemble integriert, wodurch sich ein behutsamer Übergang zwischen Alt und Neu ergibt.
Ankommen zwischen Alt und Neu
Den Auftakt zum neuen Campus bildet der westliche Zugangsbereich. Der Hauptzugang zur Schule erfolgt über eine einladende Geste der Architektur: Die Gebäudeflucht öffnet sich nach Westen, gibt Raum und heißt willkommen. Von Osten her führt der Weg entlang des denkmalgeschützten Bestandsbaus. So entsteht aus dieser Richtung ein stimmiger Übergang zwischen Bestand und Neubau.
Die freundliche, naturnahe Gestaltung des Neubaus wird durch die helle Kiefernholzschalung der Fassade unterstützt. Die Oberfläche ist fein gehobelt, die Formensprache fließend und organisch. Großzügige Fensterflächen, in denen sich die Bäume spiegeln, öffnen den Blick auf das umliegende Grün, lassen Innen- und Außenraum miteinander in Dialog treten und holen die Natur ins Schulhaus. Die Gebäudehülle ist als vorgefertigte Holzelement-Fassade mit integrierten Fensterrahmen ausgeführt; die tragende Struktur bildet ein Stahlbetonskelett. Umlaufende Fluchtbalkone strukturieren die Fassade horizontal und erschließen die Obergeschosse auf kurzem Weg.
Ein lichtdurchflutetes Herzstück
Der Haupteingang im Westen mündet direkt in das Herz der Schule: das zentrale Foyer mit angeschlossener Mensa. Diese offene Erdgeschosszone ist auch über einen zweiten Zugang im Osten erreichbar. Eine großzügige Sitztreppe verbindet das Erdgeschoss mit den Obergeschossen – Ort der Bewegung, aber auch der Begegnung: Sie dient als Tribüne für Veranstaltungen, als Treffpunkt im Alltag oder als Ort der Ruhe zwischendurch. Ihr gegenüber liegt eine kleine Bühne, die im angrenzenden Musikraum fortgeführt wird. Sie kann flexibel bespielt werden und bereichert so den Alltag mit Theater, Musik und Präsentationen. Der Musikraum kann bei Bedarf geöffnet und in das Atrium integriert werden.
Rückwärtig der Bühne befindet sich die Mensa. Sie öffnet sich mit raumhohen Fensterflächen zum Grün des Kiefernwäldchens. Auch die benachbarte Schule am Kiefernwäldchen nutzt die Mensa. Außerhalb der Schulzeiten steht sie als Veranstaltungsort mit eigenem Zugang zur Verfügung. Im nördlichen Flügel sind die Räume der Schulleitung, das Lehrerzimmer und die Verwaltung untergebracht; im Süden finden sich Bibliothek, Kunst- und Werkräume, Kreativ- und Bauraum samt einer kleinen Bühne.
Lernlandschaften in den Obergeschossen
In den beiden Obergeschossen befinden sich jeweils zwei Lerncluster, die durch einen sogenannten Filterbereich getrennt sind – hier liegen die Spinde der Schülerinnen und Schüler. Jedes Cluster ist als pädagogische Einheit konzipiert und umfasst vier Klassenräume, zwei Gruppenräume, eine große gemeinsame Mitte mit Ruhe- und Spielzonen, ein Lehrerzimmer sowie Sanitär- und Technikräume. Alle Räume orientieren sich zur Fassade, wodurch sie von natürlichem Licht durchflutet werden und vielfältige Blickbeziehungen ins umliegende Grün ermöglichen.
Nachhaltig in Bauweise und Betrieb
Zentrales Ziel der Planung war es, den Energiebedarf des Gebäudes auf ein Minimum zu reduzieren. Der Neubau erreicht Passivhausstandard – ermöglicht durch eine kluge Kombination aus baulicher Effizienz, intelligenter Gebäudetechnik und dem Einsatz regenerativer Energien. Der Stromverbrauch wird unter anderem durch LED-Leuchten mit Tageslicht- und Präsenzsteuerung deutlich reduziert. Das Dach des Neubaus ist extensiv begrünt und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Klimaschutz. Eine PV-Anlage auf Teilen des Dachs sorgt für eine regenerative Stromerzeugung.
Die Außenanlagen – eine Landschaft des Lernens
Im Zuge des Neubaus wurden auch die Außenanlagen der Carlo-Mierendorff-Schule vollständig neu gestaltet. Ausgehend von den beiden Haupterschließungen im Westen und Osten entstanden zwei klar definierte Freiräume, verbunden durch ein gemeinsames Gestaltungskonzept: das einer bewegten Bildungslandschaft.
Während die Westseite als Ankommens- und Willkommenszone fungiert – mit großzügigen Stellplätzen für Fahrräder und Roller – öffnet sich die Ostseite zur Natur. Unter den schattenspendenden Kiefern wurde ein Rückzugsraum geschaffen, der Ruhe und naturnahes Erleben miteinander verbindet. Der Bereich westlich des Schulhauses steht ganz im Zeichen der Aktivität. Hier bestimmen Bewegung, Begegnung und pädagogische Nutzung das Bild.