Schulzentrum West | Marktredwitz | Wettbewerb | 2. Platz

Schulzentrum West | Marktredwitz | Wettbewerb | 2. Platz

Ein Campus, der Nachhaltigkeit, Urbanität und gemeinschaftliche Architektur verbindet

Im Wettbewerbsentwurf für den Schulcampus Marktredwitz steht die Verflechtung von neuen und aufgewerteten Wegeverbindungen im Zentrum eines durchdachten Gesamtkonzepts. Aufgabe des Wettbewerbs war es, die Alexander-von-Humboldt-Mittelschule zu erweitern sowie die städtischen Dreifachsporthalle zu sanieren. Gezielte Wegenetze und Achsen schaffen einen fließenden urbanen Raum, der alle Campusbereiche harmonisch verbindet. So mündet die markante Treppe des Jugendzentrums direkt in den Vorplatz der neuen Mensa und betont den Dialog zwischen den Nutzungsbereichen. Der Erweiterungsbau, vor Kopf der Turnhalle positioniert, zieht sich im Erdgeschoss zurück, erweitert den Raum optisch und fungiert als schützendes Vordach. Eine nahtlose Sicht- und Wegeverbindung der Promenade mit Busbahnhof und Parkhaus sowie ein schlanker Verbindungstunnel zwischen Neu und Alt runden das Gesamtkonzept ab.

Impulse für das neue Quartier

Impulse zu setzen für ein neues Quartier mit multifunktionaler Ausstattung und Vernetzung von Bildungsstätten – das ist das übergeordnete Ziel der Städtebau- und Freianlagenkonzeption. Der Grundgedanke für die Freiraumgestaltung verdichtet sich in den Gemeinschaftsinseln. Es sind Orte der Begegnung, Treffpunkt und Ruheort zugleich. Entsprechend sind die einzelnen Inseln gestaltet: Mal als Erholungszone mit Holzliege- und Schattendecks unter Einbeziehung des Bestandsbrunnens, mal als Treffpunkte für Aktivitäten wie Tischtennis oder eine BMX-Strecke. „Miteinander aktiv“ so lautet das Motto der Mittelschule auch für den Pausenhof mit seinem rhythmischen Wechsel zwischen Aktivitäts- und Erholungsbereichen.

Ein Lerncampus der Verbindungen

Das bisherige Grau des Straßenraums weicht entsiegelten Verbindungsachsen, die das Quartier wie ein Netz durchziehen. Dazu werden entlang der Schulstraße und der neuen Promenade in Nord-Süd-Richtung viele grüne Zonen geschaffen, die dennoch einen sinnvollen Straßenquerschnitt zulassen. Ergänzend ist eine neue, barrierefrei erschlossene Querachse in Ost-West-Richtung geplant, die den Bereich der neuen Sporthalle mit ihren dachgeschossigen Sport- und Aktivitätsflächen und dem neuen Baufeld für ein künftiges Gemeinschaftszentrum zusammenführt. So entwickeln sich zwei neue Quartierstreffpunkte, die Turnhalle und der Freibereich des neuen Gemeinschaftszentrums. Durch die Nutzung der Dachfläche der Sporthalle als zusätzlicher Bewegungsraum wird den Schülerinnen und Schülern ein Ebenen-übergreifend Freiraum angeboten. Nicht aktiv genutzte Gründachflächen stehen als Biodiversitätsdächer der Entwicklung von Flora und Fauna zur Verfügung und reduzieren Abflussspitzen.

Die Mittelschule wird neu gedacht

Der Entwurf sieht vor, den Eingangsbereich der bestehenden Sporthalle zurückzubauen und durch einen viergeschossigen Erweiterungsbau zu ersetzen. Dieser bietet Raum für erweiterte Verwaltungsnutzung, Ganztagsangebot und Schulsozialarbeit. Die drei Obergeschosse im Erweiterungsbau, ganz in Holz, symbolisieren den Übergang von Alt- zu Neubau, während im Bestand die ehemaligen Verwaltungsräume zu modernen Klassenzimmern und Lerninseln umgestaltet werden – eine klare funktionale Trennung, die den Neuanfang unterstreicht. Im Erdgeschoss verbinden sich zentrale Funktionen: Neben separaten Eingängen zur Sporthalle und dem Verwaltungsbereich befindet sich die einladende Mensa, deren großflächige Verglasung einen offenen Dialog mit dem Sportbereich ermöglicht. Im 1. OG verknüpft eine metallische Brücke Neubau und Bestand und bietet im Untergeschoss eine direkte, wettergeschützte Verbindung zwischen den Gebäuden.

Die hybride Konstruktion spart Ressourcen

Der Erweiterungsbau folgt einem hybriden Konstruktionsansatz, der Massiv- und Holzbauweise kombiniert. Der Sockel ist in Massivbauweise ausgeführt, mit Stahlbetonwänden und -decke, die für eine hohe Tragfähigkeit und Robustheit sorgen. Die oberen Geschosse sind in Holz-Skelettbauweise konzipiert. Die Deckenkonstruktion besteht aus Holz-Rippendecken, die mit einer integrierten Raumakustik-Schlitzung versehen sind. Diese Bauweise optimiert sowohl die Schallabsorption als auch die konstruktive Leistungsfähigkeit.

Eine durchdachte Tragstruktur spart Ressourcen, während die energieeffiziente Flächenheizung für schnelle Temperaturregulierung sorgt. Synergien zwischen Schul- und Sportbereich sowie eine zentrale Mensa optimieren die Nutzung. Der Patio des Neubaus fördert die Querlüftung, Sonnenschutz reguliert das Raumklima. Photovoltaik und Biomasseheizung reduzieren den CO₂-Ausstoß, während Holz und gedämmte Fassaden Energieverluste minimieren. Begrünte Dächer unterstützen das Regenmanagement und schaffen attraktive Aufenthaltsbereiche. Tageslichtnutzung und lärmmindernde Holzdecken verbessern das Raumklima nachhaltig.

Resiliente Bäume, Entsiegelung, Schwammstadt

Durch die neu geschaffenen entsiegelten Flächen kann Regenwasser natürlich versickern. In Kombination mit dem Prinzip der Schwammstadt und der Pflanzung klimaresilienter Laubbäume werden nachhaltige Antworten auf Fragen des Klimawandels gegeben. Der Untergrund der begrünten Zonen der Verbindungsachsen, die hölzernen Begegnungsinseln und neue Baumpflanzungen werden hierbei als Retentionsräume („Schwämme“) aktiviert. Diese nehmen Regen- bzw. Oberflächenwasser, das in den Untergrund abgeleitet wird, auf. Dort wird es mittels Sickerrohren gleichmäßig im Schwammkörper verteilt und im Porenvolumen von Schotter und Feinsubstrat gespeichert. Die unterirdischen Baumrigolen sorgen für sichtbar gesündere Stadtbäume, die so gegen Starkregen und Extremhitze gewappnet sind.