Neubau Gymnasium Ergolding | Landkreis Landshut
BDA-Preisträger Bayern 2016 / Bauen für die Gemeinschaft
In einer weitgehend freien, teilweise unter Naturschutz stehenden Landschaft befindet sich das neue Gymnasium in Ergolding. 70 km nordöstlich von München ergänzt die Schule das gymnasiale Unterrichtsangebot im Landkreis Landshut. Das Bauvorhaben ist als ARGE mit Behnisch Architekten entstanden.
Das zentrale Element ist die von Licht durchflutete Pausenhalle. Sie übernimmt neben ihrer eigentlichen Funktion auch die des Zugangs zur Schule. Darüber hinaus bietet sie einen besonderen Raum für den tägl. Schulbetrieb und Schulveranstaltungen. Um optimale Lernbedingungen hinsichtlich Tageslicht und Verschattung zu schaffen, sind die Klassenräume gen Norden gerichtet.
Ein Lichtlenksystem bringt Tageslicht von der Südfassade über den Gang in die Klassenzimmer. Infolgedessen kann überwiegend auf Kunstlicht verzichtet werden. Zusätzlich kommen im ganzen Haus LED-Leuchten bei Bedarf zum Einsatz.
Die einzelnen Klassentrakte werden durch angrenzende lernorientierte Aufenthaltsräume ergänzt. Neben den Klassen- und Fachräumen bietet die Ganztagsschule auch Platz für Mensa, Ruheräume und einem großen „Silentiumraum“ für Lehrkräfte. Farbige, weitläufige Flurzonen, die als „Erweiterung des Klassenraumes“ betrachtet werden, unterstützen die pädagogische Arbeit, indem sie für informelle Begegnungen zur Kommunikation und Informationsaustausch zwischen Lehrern, Schülern und Eltern fungieren. Die Zweifachsporthalle, sowie ein kleiner und großer Allwetterplatz ergänzen das schulische Angebot als sportliche Einrichtungen.
Eine sehr gute Raumluftqualität, bedingt durch automatische und manuelle Belüftung, wirkt der Müdigkeit und Konzentrationsschwäche bei Schülern und Lehrern entgegen. Es entstand ein offenes Schulgebäude mit klaren Strukturen und farblichen Akzenten, energetisch optimiert und in seiner Architektur an der Pädagogik des Gymnasiums ausgerichtet.
Auszug aus der Beurteilung der Jury bei der Preisverleihung des BDA-Preises Bayern 2016:
„Ist das Gymnasium das Schloss der Gegenwart? Der imposante und großzügige Bau für staunenswerte Treppenanlagen, Räume und Farbspiele, wo architektonische Verschwendung und barocke Vielfalt möglich sind, wo man räumliche Erhabenheit lernt und sich gerne dem Prunk hingibt? Es braucht nur ein paar Sekunden in der überwältigenden Pausenhalle des Ergoldinger Gymnasiumsbaus, um ein demokratisches Gefühl von Fürstlichkeit zu erleben, das diese komplexe, verspielte und farbenprächtige Architektur auslöst.(…)
Nichts ist hier stur, streng oder allwissend, sondern eine gebaute Aufforderung, sich eigene Wege zu suchen. Das verspielte Schulkonzept (…) lebt hier im verschlungenen Straßengrundriss einer mittelalterlichen Stadt neu auf. Flure öffnen sich zu Plätzen, Funktionsräume zu Höfen und Grünflächen, um welche Ecke man auch immer kommt, die Perspektive ist eine andere. Die Großzügigkeit von Raum, Licht und Farbe in immer neuer Figuration sorgt für einen Rausch der Abwechslung. (…) Und das Raumprogramm inklusive Freilichttheater, Bibliothek, Meditationsräumen für Lehrer und Schüler und einer offenen gelben Kantine mit großem Hofgarten unterstreicht das Gefühl von pädagogischem Luxus, das den Besucher in diesem korallfarbigem Gymnasiums-Schloss schon beim Eintritt berührt. Wer hier nicht gerne Schüler ist, der wird vermutlich nie ein guter Demokrat.“
Das 4-zügige Gymnasium ging nach 22 Monaten Bauzeit 2013 in Betrieb und bietet seitdem Platz für ca. 800 Schüler der Klassen 5-12 aufgeteilt in 32 Klassen nebst einer Ganztagesbetreuung.