Medizincampus Ljubljana | Wettbewerb | Anerkennung
Ein Campus für die Öffentlichkeit
Der Wettbewerb Campus Zaloška der Medizinischen Fakultät der Universität Ljubljana umfasste Städtebau, Hochbau und Freianlagen. Der neue Campus mit seinen circa 34.000 Quadratmetern BGF soll das Gelände zusammen mit den beiden bestehenden Campus in Ljubljana abrunden.
Folgende Organisationseinheiten galt es im Rahmen des Wettbewerbs in neuen Gebäuden unterzubringen: Institut und Lehrstuhl für Mikrobiologie und Immunologie (IMI), Zentrum für Familienmedizin (DM), Klinisch-Medizinisches Forschungszentrum – KMRC – CB (Zentrum für Baromedizin), Institut und Lehrstuhl für Pathologie (IP), Medizinisches Studienzentrum (MSC) und Institut für die Medizin-Geschichte (IZM).
Städtebäulich Lösung – der neue Medcampus als öffentlicher Stadtpark
Der neue Campus ist als öffentlicher Stadtpark angelegt, der Studenten, Mitarbeitern, Patienten, Besuchern und Stadtbewohnern gleichermaßen zur Verfügung steht. Die versetzten Eingangsbereiche verwischen die Grenze zwischen Innen und Außen. Die Erdgeschosse der drei Neubauten sind öffentlich zugänglich und sind in ihrer Typologie und Morphologie entsprechend gestaltet. Damit stehen sie sinnbildlich für eine hybride Stadt.
Das Konzept für den Zaloška-Campus orientiert sich einerseits an der historischen Gestaltung des bestehenden Geländes, andererseits an seiner städtebaulichen Umgebung. Der neue Campus befindet sich außerhalb des historischen Stadtkerns, ergänzt jedoch die klare Struktur der bestehenden Krankenhausstadt. Der Campus liegt direkt an der Haupteinfahrtsstraße, der Zaloška cesta, und bildet mit seinem neuen Gebäudevolumina ein Tor zur Stadt. Durch die Gliederung der Fassade in der Höhe und die Rücksprünge der oberen Etagen treten die Neubauten in eine respektvolle Beziehung zum denkmalgeschützten Vurnik-Gebäude.
Die unteren Geschosse der drei Neubauten reichen genau bis zur Höhe der Traufe des Vurnik-Gebäudes und haben einen massiven, gegliederten Fassadensockel. Dieser nimmt den modularen Rhythmus der Fassadenöffnungen des Vurnik-Gebäudes auf und verleiht dem gesamten Komplex Modularität und einen humanen Maßstab. Gleichzeitig dient der Sockel im unteren Bereich als Lärmschutz zur Straße. Das Konzept eines grünen Geschosses verbindet und gliedert alle drei Volumina von IMI, IP und Z2 funktional als auch gestalterisch in der Höhe. Diese grünen Etagen mit ihren tiefen Terrassen schaffen auf exakt der gleichen Höhe eine Verbindung zwischen den drei Neubauten und schirmen die oberen Geschosse ab.
Freiraum = Hybrider Campus + Park
Die Pavillions bilden eine Verbindung zwischen Innen- und Außenraum. Alle drei Gebäude sind in einen intensiv begrünten Park eingebettet. Durch ihre bautypologische starke Orientierung an Pavillons verfügen sie über keine Vorder- und Rückseiten und ermöglichen so verschiedenen Nutzern den Zugang aus unterschiedlichen Richtungen.
Einen besonderen Stellenwert im Entwurf nehmen die Außenflächen ein. Sie sind als öffentlicher Park konzipiert, dessen Hauptachse von Nord nach Süd verläuft. Der Park verbindet die bestehende Medizinische Fakultät mit einer Erweiterungsplattform entlang des Flusses Ljubljanica. Die Wege auf dem Campus bestehen überwiegend aus wasserdurchlässigen Pflasterflächen, flankiert von intensiver Begrünung aus Rasenflächen, hohen Sträuchern, einheimischen Bäumen und linearen Wasserspiegeln. Die Außenmöblierung schafft mit ihren runden, Amphitheater-artigen Sitzgelegenheiten Lern- und Begegnungsräume auf dem Campusgelände.
Architektonisches Konzept – eine nachhaltige Antwort auf die komplexen Erfordernisse
Den komplexen räumlichen Erfordernissen begegnet der Entwurf aus drei kompakten Baukörpern mit einem klaren Konzept und einem modularen Raster. Während die Räume für Studenten, Anlieferung und öffentliche Aktivitäten im Erdgeschoss verortet sind, befinden sich in den oberen Etagen die spezifischeren Labor- und Medizinräume. Die grünen Terrassengeschosse trennen diese beiden Bereiche voneinander und dienen als Orte der Begegnung und Kommunikation. Die verglasten Ausschnitte der Eingangsfoyers sorgen für einen subtilen Übergang von außen nach innen, geben Orientierung im Raum und transportieren Tageslicht in die Tiefe der Erdgeschosse.
Die Obergeschosse sind mit Laboratorien und weiteren medizinisch-technischen Einrichtungen der Forschung vorbehalten. Die technische Vorhangfassade kommuniziert diese Funktionen nach außen. Die Fassaden runden das Umfeld der Krankenhaus-Stadt und den gesamten Bereich zwischen dem Fluss Ljubljanica und dem Vurnik-Gebäude weich ab. Die Lamellenfassade dient nicht nur der Tiefenwirkung und als Schattenspiel, sondern auch zur Hauptverschattung und als Lärmschutz. Bei der Verglasung handelt es sich um eine Dreifachverglasung mit hohem g-Wert. Die Fassadenelementen bestehen aus Alu-Lamellen, hergestellt aus recyceltem Aluminium. Durch seine einheitliche Fassadenhülle trägt der stadtbildprägenden Campus zu einem zusammenhängenden und geschlossenen Stadtraum bei. Gleichzeitig vermittelt er das Bild einer modernen medizinisch-technischen Einrichtung.
Die Dächer sind extensiv begrünt und mit einem Wasserrückhaltesystem ausgestattet. Dieses dient als Gegengewicht zu den geplanten Photovoltaikpaneelen auf den Dachflächen. Bei starken Regenfällen lässt das System das Wasser von den Flächen allmählich abfließen.
Das Verkehrskonzept: mehr Raum für Radfahrer und Fußgänger
Hohen Stellenwert in der Planung hat das Verkehrskonzept: So stehen zentrale Bereiche ausschließlich Fußgängern und Radfahrern zur Verfügung. Der übrige Besucherverkehr soll über den äußeren Gürtel der Drop-off-Zonen in den Bereich gelangen. Der Hauptverkehr des Campus-Personals soll nur auf die Garagenrampe an der Ostseite reduziert werden. Um am Grüngürtel entlang des Flusses eine hohe Aufenthaltsqualität zu schaffen, ist die Straße entlang des Flusses und zwischen den Krankenhausgebäuden nur für den Entsorgungs- und Lieferverkehr frei befahrbar. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, sowohl die Hauptstraße als auch die zum Fluß gewandte Seite vom Verkehr zu entlasten und so mehr Raum für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen. Im erweiterten Wettbewerbsgebiet befinden sich entlang des Flusses Ljubljanica mehrere Erweiterungsplattformen, die zum Verweilen einladen. In der Nähe der Haupteingänge der einzelnen Gebäude befinden sich überdachte Fahrradstellplätze. Der Campus soll allen Menschen zur Verfügung stehen, weshalb viel Wert auf Barrierefreiheit gelegt wurde.