Klimaanpassung Wohnungsbau | Füssen-Ziegelwies | Wettbewerb

Klimaanpassung Wohnungsbau | Füssen-Ziegelwies | Wettbewerb

Klimaneutrale Nachverdichtung im Wohnbau

Die Stadt Füssen hat sich das Ziel gesetzt, die bestehende Siedlung Ziegelwies für eine breite, demographisch angepasste Zielgruppe mit hoher Wohn- und Lebensqualität nachhaltig weiterzuentwickeln. Mit den Wettbewerbsanforderungen an die Zukunftsfähigkeit und die klimatische Anpassung des zu verdichtenden Wohnareals stellt Füssen die Weichen für eine innovative Verdichtung des Wohnraums.

Das Wettbewerbsgebiet befindet sich in einer ruhigen, aber gut vernetzten Lage am Stadtrand in unmittelbarer Nähe zum Lech und seinen Naherholungsgebieten. Die umliegende Bebauung ist durch eine geringe Dichte sowie zweigeschossige Ein- und Mehrfamilienhäuser mit einheitlichem Erscheinungsbild und ländlichen Stil geprägt.

Wettbewerb Ziegelwies Füssen

Regionale Bautradition erhalten und zeitgemäß weiterentwickeln

Mit Bezug auf die regionale Bautradition dient die Struktur der Schwangauer Bauernhäuser als Vorbild für die architektonischen Gestaltung. Angelehnt an ihre Unterteilung in Bauernhaus, Tenne und Stall bildet der Bestand das Bauernhaus, das neue Treppenhaus fungiert als Tenne und der Neubau in Holzbauweise mit Bretterschalung kommt als Stallgebäude hinzu. Dabei wird die vorhandene Volumetrie aufgegriffen und der Neubau wird leichte versetzt hinter den bestehenden Gebäuden positioniert, so dass ein gemeinsamer Eingangsbereich entsteht.

Das Bewahren des charakteristischen Erscheinungsbilds steht als zentrale Idee im Fokus der architektonischen Neugestaltung: Behutsame Eingriffe ermöglichen größtenteils den Erhalt der Grundrissstruktur. Durch die Schaffung des neuen Treppenhauses als Mittler zwischen Neu- und Altbauten, kann außerdem der barrierefreie Umbau der Bestandswohnungen im Kontext des demografischen Wandels umgesetzt werden. Wie in den regionalen Bauernhäusern werden die Neubauwohnungen über einen zentralen Flur erschlossen: während sich auf der einen Seite Schlafzimmer befinden, liegen auf der gegenüberliegenden Seite das Bad und Nebenräume. Am Ende des Flurs, entlang der Giebelseite des Gebäudes, bildet der großzügige Wohnraum mit Ess- und Kochmöglichkeit den Mittelpunkt des Wohnens mit Blick in den begrünten Hof. Im direkten Anschluss an den Wohnraum befindet sich eine architektonische Besonderheit der Region, die Schwangauer Laube. Als eine Art Loggia in Holzbauweise bietet sie einen überdachten Freisitz und dient gleichzeitig durch die Verschattung der dahinterliegenden Räume als natürlicher Schutz vor Überhitzung in den Sommermonaten.

Wettbewerb Ziegelwies Füssen

Wettbewerb Ziegelwies Füssen

Freiraum als gemeinsame und naturnahe Mitte

Die neue Siedlung Ziegelwies ist durch ein naturnahes Wohnen gekennzeichnet: im Zentrum des Wohnviertels spannt sich zwischen den Wohnhäusern der Anger als zentraler Grünbereich mit Weide- und Blühpflanzen für Bienen und Insekten als Herz des Quartiers auf. Der Anger kann ähnlich einem Dorfplatz flexibel und individuell von den Bewohnern zum Austausch, Spielen, Verweilen und für Feierlichkeiten genutzt werden. Zudem fungiert der tiefergelegte Freiraum als natürlicher Auffangbereich und Speicherzone für Regenwasser. Die unter dem Hof liegende Tiefgarage kann außerdem bei extremen Starkregen über die Entlüftungskamine geflutet und zur Überschwemmungszone umfunktioniert werden.

Neben dem großflächigen Anger befinden sich vor den einzelnen Gebäudegruppen runde Höfe mit einem Hofbaum, welcher als Adresse und zentrale Anlaufstelle und symbolisch die Gemeinschaft der Bewohner verkörpert. Dieser kennzeichnet einerseits den Eingangsbereich und gruppiert andererseits zentrale Funktionsbereiche wie beispielsweise Fahrradständer, Sitzbände oder Briefkästen um sich. Analog zum Anger, dienen auch die länglichen Höfe zwischen den Gebäuden als individuell nutzbare Aufenthaltsbereiche, die das Zusammenleben und die Kommunikation innerhalb der Siedlung unterstützen.

Ideenteil mit einem autofreien Mobilitätskonzept

Das Mobilitätskonzept basiert auf den Leitgedanken eines zukunftsweisenden Quartiers mit einer autofreien Mobilität innerhalb der Viertel. Die Siedlung wird über die Ziegelwiesstraße erschlossen, welche nördlich über die Tiroler Straße und südlich über den Hutlerbergweg angebunden ist. Diese umrandet das gesamte Viertel ringförmig, wobei sie als Einbahnstraße konzipiert ist und gemeinsam von Fußgängern, Radfahrern und motorisierten Verkehr genutzt wird. Gleichzeitig sorgt eine Bremsschwelle bei der Ein- und Ausfahrt in das Wohnviertel für die automatische Regulierung der Geschwindigkeit. Die Zufahrt zur Tiefgarage befindet sich direkt am Quartierseingang, um den Verkehr an den Rand auszulagern und das Verkehrsaufkommen innerhalb der Siedlung zu beruhigen. Die Siedlung selbst ist durch kurze Rad- und Fußwege miteinander vernetzt, die das Leben und Miteinander positiv fördern.