Kaiserstraße – Königsplatz | Kitzingen | Wettbewerb

Kaiserstraße – Königsplatz | Kitzingen | Wettbewerb

Die Kreisstadt Kitzingen mit ihrer beachtlichen historischen Bausubstanz liegt im Norden Bayerns. Durch den Wegfall der Kaiserstraße als wichtige Verkehrsverbindung besteht nun die Chance, den Straßenzug im Zentrum für das Stadtleben und -erleben zu öffnen und der Stadtentwicklung entscheidende Impulse zu geben. Der Entwurf inszeniert das Wettbewerbsgebiet neu, respektiert gleichzeitig den historisch bedeutsamen Bestand, schafft Orte des Verweilens und integriert verkehrsberuhigte Bereiche in die nötigen Zonen des motorisierten Verkehrs. Auf diese Weise wird eine attraktive Verbindung zwischen Mainufer und Königsplatz geschaffen. Straßen und Gehwege sind barrierefrei erschlossen, in alle Richtungen überwindbar und nur durch unterschiedliche Beläge getrennt, damit der Straßenraum als Ganzes wahrnehmbar und – auch bei Veranstaltungen und Märkten –  flexibel nutzbar wird. Wie Perlen an einer Kette sind die drei vorhandenen Plätze, Königsplatz, der Platz der Partnerstädte und der Gustav-Adolf-Platz, entlang des Wettbewerbsgebietes aufgereiht, setzen neu formulierte Orientierungspunkte und verleihen dem Stadtraum seine Identität.

Königsplatz

Der Königsplatz wird zum starken Ankerpunkt im historischen Stadtkern bildet das südöstliche Entree der Stadt. Durch den Wegfall der östlich verlaufenden Straße verliert der Platz seinen eingeschnürten Charakter und lädt nun zum Verweilen mit vielfältigen Nutzungen, Sitz- und Liegeflächen. Eine leicht ansteigende Rampe gleicht Höhenunterschied des Platzes aus – nach Norden hin mit Stufen, ebenerdig und barrierefrei in Richtung Süden macht d- und den Platz auf unterschiedliche Art erleb- und nutzbar. Durch die Pflanzung kleinwüchsiger Bäume entlang Ostseite und an der Südseite des Platzes entstehen schattenspendende grüne Inseln. Ergänzt werden die Bäume an der Südseite durch Stahlbäume, die von der Selbstkletternden Jungfernrebe umrankt sind und damit Bezug zum traditionellen Weinanbau in der Region herstellen.

Platz der Partnerstädte

Hier setzt sich das Kleinsteinpflaster über die Fahrbahn hinweg fort und schafft so ein Gesamtbild. Der Grundgedanke der Begehbarkeit findet hier seine Fortschreibung. Statt einer umzäunten Grünfläche am Brunnen, öffnet sich der Raum um diesen. Die Voluten an der Fassade der dortigen Stadtkirche finden sich in dem spiralförmigen, leicht ansteigenden Weg zum Brunnen wieder. Wie beim Brunnen am Königsplatz und dem Froschbrunnen am Mainufer säumen auch hier Bodenmosaike in Form stilisierter Tropfen den Brunnenbereich. Die Höhensprünge werden wie am Königsplatz mit einer Rampe ausgeglichen, die barrierefrei und über Stufen/Sitzstufen erreichbar ist.

Der Gustav-Adolf-Platz

Dieser Platz vereint nun durch den Wegfall des großen Kreisverkehrs Begehbarkeit und Aufenthaltsqualität. Eine, auch aus verkehrsplanerischer Sicht, sinnvolle Neugliederung der Fahrbahn hin zu einer Dreierkreuzung beziehungsweise eines ebenso denkbaren kleineren Kreisverkehrs schafft mehr Fläche für Fußgänger, ermöglicht aber zugleich das Passieren der Stadtbusse. Auch hier führt eine den Voluten der Stadtkirche nachempfundene spiralförmige Erhöhung zur Statue, die sich auf ihrem exponierten Platz den Blicken des Betrachters öffnet. Der Straßenzug wird durch einen sich Wechsel von Grün und Parkflächen neu rhythmisiert. Kleinwüchsige, den klimatischen Anforderungen angepasste Bäume ergänzen die Bestandsbäume, die alle erhalten bleiben. Grüne Inseln entstehen zusätzlich durch Hochbeete aus Cortenstahl, die im Straßenraum durch ihre Höhensprünge ebenfalls Rhythmus erzeugen. Sitz- und Liegebänke entlang von Straßenzug und Plätzen sowie Sitzstufen schaffen Räume der Kommunikation und des gemeinsamen Erlebens.

Klimaresilienz und Schwammstadt

Neben dem Erhalt des Baumbestands prägt eine durchgängige Begrünung mit zusätzlichen Bäumen das Wettbewerbsgebiet. Bei den Pflanzungen handelt es sich um Sorbus latifolia (Breitblättrige Mehlbeere) und Liquidambar styracifula (Amerikanischer Amberbaum). Die beiden Arten, die eine Höhe von rund 15 Metern erreichen, verfügen über eine hohe Klimaresilienz. Zusammen mit Flächen für Wildblumen und Sträucher leisten sie einen wertvollen Beitrag zu Mikroklima und Biodiversität. Die Blühflächen dienen zudem zur natürlichen Versickerung. Die pflegeleichten Sträucher und Blumen sind so gewählt, dass sie im Wandel der Jahreszeiten unterschiedliche Akzente setzen. Auch das Beleuchtungskonzept leistet mit seiner reduzierten Lichtverschmutzung einen Beitrag zum Schutz von Insekten, ohne dabei die verkehrlichen Anforderungen an eine ausreichende Beleuchtung zu unterlaufen.

Das Prinzip der Schwammstraße ist ein entscheidender Baustein des Entwurfs, der je nach Bodenbeschaffenheit viele Vorteile für das Stadtklima mit sich bringt. Durch den Einsatz von wasserdurchlässigem Asphalt, auf einer wasserspeichernden, schwammähnlichen Tragschicht, kann Oberflächenwasser versickern und gespeichert werden, und sorgt so in Trockenphasen für Verdunstungskühle. Zugleich wirkt die Schwammstruktur auch als effektiver Schutz bei Starkregenereignissen und ergänzt die herkömmliche Entwässerung über die Muldensteine und entsprechende Abläufe. Gleichzeitig bietet die Tragschicht sehr gute Voraussetzungen für die Durchwurzelung und Wasserversorgung von Bäumen.

Das schlüssige Grünkonzept in Verbindung mit dem Schwammstadt-Konzept im Wettbewerbsbereich gibt nachhaltige Antworten auf die Herausforderungen an das Stadtklima im Allgemeinen und den klimatischen Veränderungen der Region im Besonderen.