Verbandsgrundschule | Karlsfeld

Verbandsgrundschule | Karlsfeld

Zwischen gewachsener Identität und modernem Neubau

Der Neubau der Verbandsgrundschule Karlsfeld präsentiert sich als harmonische Verbindung von Natur und Architektur. Großzügige Fensterflächen und bodentiefe Terrassentüren schaffen fließende Übergänge zwischen den Innenräumen und dem umliegenden Grün mit seinen zahlreichen, hochgewachsenen Bäumen. Die Jahreszeiten werden so auch im Inneren der Schule erlebbar. Über 150 Bäume, die bereits das Gelände der alten Schule prägten, sind erhalten geblieben. Gemeinsam mit der bestehenden Sporthalle schlagen sie eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft – zwischen gewachsener Identität und modernem Neubau.

Grundschule Karlsfeld Lageplan

Vom 50 Jahre alten Schulhaus zum modernen Neubau

Das Projekt nahm Mitte der 2010er Jahre seinen Anfang, als klar wurde, dass die rund 50 Jahre alte Schule aus dem Jahr 1965 nicht mehr zukunftsfähig ist. Der Bestand entsprach weder den pädagogischen Anforderungen noch der prognostizierten Schülerentwicklung. So entstand auf demselben Gelände im Südwesten Karlsfelds ein Neubau, der dem heutigen Bedarf gerecht wird. Das ursprüngliche Schulareal bestand aus einem mehrgeschossigen Hauptgebäude, einem eingeschossigen Pavillon, einem Hausmeistergebäude sowie einer Einfachturnhalle. Die Sporthalle sollte erhalten und in das neue Schulensemble integriert werden.

Bereits in der frühen Planungsphase spielte die umgebende Natur eine zentrale Rolle – insbesondere ein schützenswertes Eichenbiotop sowie weiterer Baumbestand auf dem Gelände. Auch der Verlauf der Würm entlang der westlichen Grundstücksgrenze wurde in die Gestaltung einbezogen. Ziel war es, Natur und Neubau in einen gestalterischen Dialog zu bringen.

Aus einer 4-zügigen wird eine 6-zügige Grundschule

Eine sechszügige Grundschule mit Ganztagsbetreuung nach dem Münchner Lernhauskonzept hat die bisherigen vier Züge abgelöst. In sogenannten Lernhäusern werden die Klassen aller Jahrgangsstufen organisiert. Neben Unterrichtsräumen beinhalten diese Cluster jeweils eine zentrale Mitte, Räume für die Ganztagsbetreuung sowie Inklusions- und Nebenräume.

Der Neubau nutzt die Flächen des ehemaligen Bestands

Der Entwurf nutzt die Flächen der ehemaligen Bebauung optimal aus und setzt gleichzeitig die Anforderungen an eine moderne Schule nach dem Lernhauskonzept konsequent um. Zwei versetzte, dreigeschossige Lernhausmodule sitzen auf einem durchlaufenden Erdgeschoss. Der Schulbau gliedert sich maßvoll und geschickt in seine Umgebung mit Eichenbiotop ein und bildet eine neue Adresse am Ende der Schulstraße. Der Schulbau trennt das Gelände in einen östlichen und einen westlichen Schulhof, die über die verglaste Eingangshalle miteinander verbunden sind. Die erhaltene Sporthalle begrenzt den östlichen Schulhof nach Norden.

Grundschule Karlsfeld Treppenhaus

Großzügige Fensterflächen verbinden Natur und Architektur

Die stützenfreien Fassaden der Lernhäuser zeichnen sich durch klare Linien und großzügige Fensterflächen an der Ost- und Westseite aus – sie vermitteln Leichtigkeit und Transparenz. Die Spiegelungen der Bäume auf den Scheiben lassen Natur und Architektur miteinander verschmelzen. Gleichzeitig leuchten die farbig gestalteten Wände der Lernhäuser nach außen und schaffen so eine visuelle Verbindung zwischen Innen und Außen.

Umlaufende Fluchtbalkone gliedern die Fassaden horizontal. Das zurückgesetzte Erdgeschoss verbindet als Sockel die beiden Baukörper, während eine durchlaufende Attika die Baukörper optisch über die Eingangshalle hinweg miteinander verbindet. Farbige Stoffmarkisen sind außen am Fluchtbalkon angebracht und erweitern den Klassenraum somit optisch.  Türrahmen der Fluchttüren sind dezent im Farbkonzept gehalten und setzen lebendige Akzente an den Fassaden. Die großflächig statisch tragenden Außenwände an den Nord- und Südfassaden der Lernhäuser erhalten, wie auch die Erdgeschossaußenwände, eine vorgehängte hinterlüftete Fassade.

Grundschule Karlsfeld Klassenzimmer

Der eingeschossige Zwischenbau bildet einen übersichtlichen Eingangsbereich, der sowohl von Osten als auch von Westen betreten werden kann. Eine klare Farbsprache leitet Schüler, Lehrkräfte und Besucher durch die Gebäude. Beide Baukörper verfügen über eigene Treppenhauskerne, die alle Geschosse erschließen.

Grundschule Karlsfeld Klassenzimmer

Die insgesamt sechs Lernhäuser befinden sich in den Obergeschossen der beiden Baukörper. Das Erdgeschoss nimmt alle weiteren Funktionen auf: Im südlichen Gebäude sind die Fachunterrichtsräume und die Schulverwaltung untergebracht, im nördlichen die Mensa mit Küche. Die Mensa wurde so geplant, dass sie auch außerhalb des Schulbetriebs als Versammlungsstätte genutzt werden kann – inklusive zugehöriger Neben- und Technikräume.

Neugestalte Außenanlagen

Auch die Außenanlagen wurden vollständig neugestaltet: Ein großzügiger Pausenhof, ein Verkehrsparcours, ein Schulgarten, zahlreiche Fahrrad- und Rollerstellplätze sowie Parkmöglichkeiten für Lehrkräfte, Sportbetrieb und Veranstaltungen wurden geschaffen. Die versetzte Anordnung der beiden Baukörper bildet geschützte Ankommens- und Pausenbereiche auf der Ost- und Westseite. Die Haupterschließung erfolgt über die Schulstraße und den lebendigeren östlichen Schulhof. Ein alternativer Zugang besteht über einen ruhigeren Weg entlang der Würm. In beiden Schulhöfen stehen Fahrrad- und Rollerabstellplätze zur Verfügung.

Die bestehende Sporthalle wurde in das neue Schulensemble eingebunden und wird weiterhin von den Schülern genutzt. Nördlich des Neubaus befinden sich Sportflächen und Lehrerparkplätze. Ein Fußweg verbindet diese Bereiche über die Sportanlage hinweg mit dem Haupteingang der Schule.

Grundschule Karlsfeld Klassenzimmer

Die auskragenden Flachdächer der beiden Hauptgebäude sind oberhalb des dritten Obergeschosses mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Die Dächer der eingeschossigen Bauteile sind extensiv begrünt. Das Regenwasser versickert auf dem Grundstück über begrünte Mulden und Rigolen. Im Inneren bestehen die Fassaden der Lernhäuser – inklusive Fenster, Fensterbänke und Sitzbänke – aus warmen Holzkonstruktionen und schaffen eine freundliche, naturnahe Atmosphäre.

Der Bauablauf – eine logistische Herausforderung

Da der Schulbetrieb zu keinem Zeitpunkt unterbrochen werden konnte, erfolgte der Abbruch des Bestandes sowie der Neubau in zwei großen Bauabschnitten (BA1, BA2). Bereits 2016 wurden nördlich des aktuellen Hauptgebäudes mobile Raumeinheiten (Containerbau) als Ausweichflächen errichtet. Die Erstellung der Lehrerparkplätze sowie die Baumfällarbeiten weniger Bäume wurden im Vorfeld des BA1 ausgeführt. Ebenfalls im Vorfeld des BA1 wurde der Pavillonbau der Bestandsschule abgebrochen.

Der südliche Clusterbau (BA1) mit Fachunterrichtsräumen und Verwaltungsbereich wurde zuerst errichtet. Während der Bauzeit des 1. Bauabschnitts fand der Unterricht im Hauptgebäude des bestehenden Schulgebäudes wie in dem Containergebäude statt. Mit dem Bau des 2. Bauabschnitt wurde unmittelbar nach Bezug des 1. Bauabschnitts begonnen. Zu Beginn des 2. Bauabschnitts wurde zudem das bestehende Hauptgebäude abgerissen.