Anbau des Bundesrats | Berlin | Wettbewerb

Anbau des Bundesrats | Berlin | Wettbewerb

Architektonisches Konzept

Der Bundesrat ist eines der fünf Verfassungsorgane der Bundesrepublik mit Sitz im Preußischen Herrenhaus Berlin. In den letzten Jahren sind die Besucheranzahl des Bundesrats sowie der Bedarf an Büroflächen für die Verwaltung und den Bundesratsdienst gewachsen. In einem neu geschaffenen Anbau mit ca. 7000 m² Nutzfläche sollen das Besucherzentrum und die für die Verwaltung benötigten Büroflächen untergebracht werden.
In der Entwicklung dieses Projekts sind zwei planerische Herausforderungen zu erkennen, zum einen die Unterbringung eines komplexen Raumprogramms, zum anderen das Verständnis dieses neue Gebäude als Verbindungsorgan zwischen dem Komplex des Leipziger Platzes mit der städtebaulichen Struktur des Oktagons und dem bestehenden Preußischen Herrenhaus zu sehen.

Bundesrat Lageplan

Städtebaulich reagiert der Entwurf in zwei Richtungen:

Die Auskragung des Gebäudes hin zur Leipziger Straße, die den Eingangsbereich markiert, erzeugt einen öffentlichen Raum, der die Arkadensequenz ausdehnt und abschließt. Durch die Anordnung des L-förmigen Baukörpers, in dem das Raumprogramm der Büros untergebracht ist, wird der Komplex des Oktagons vervollständigt.

Das neue Gebäude gliedert sich aufgrund der Nutzungen in drei Bereiche:

Der direkt an der Leipziger Straße gelegene Gebäudeteil dient als repräsentatives Entree zum Bundesrat für Besucher und Mitarbeiter. Die traditionelle Glasfassade der Obergeschosse entwickelt sich im Bereich der Arkaden in eine Skulptur, die Besucher und spontane Gäste empfängt. Als Verbindungsglied zwischen altem und neuem Gebäudefindet sich das Besucherzentrum angeordnet. Alle Räume der Besucherführung befinden sich in den Ebenen0 und 2. Die Besucherwege im Gebäude sind so konzipiert, dass Führungen konfliktfrei stattfinden können. Ein Aufeinandertreffen der Besuchergruppen ist ausgeschlossen. In der 2. Ebene sind zwei getrennte Wege zu den Rollenspielsälen und Konferenzräumen geplant, sodass die Konferenzräume für interne Veranstaltungen des Bundesrats genutzt werden können, ohne die Besucherführungen zu behindern.
Die zwei Rollenspielsäle sind nach dem Vorbild des Plenarsaals geplant und durch eine offene Fassadenfront auch in direkter Sichtverbindung mit dem Bundesrat.

Der zentrale Teil des Baukörpers mit seiner gängigen Bürostruktur (Dreispänner) dient der Verwaltung dem Bundesratsdienst sowie der Bibliothek und dem Archiv. Die öffentlichen Bereiche des Archivs und der Bibliothek sowie die Mietbüros sind in den untersten Geschossen des Gebäudes untergebracht, um lange und unkontrollierte Besucherwege im Verwaltungsbereich zu vermeiden. Alle Ebenen des Anbaus sind mit dem Preußischen Herrenhaus direkt verbunden.

Brandschutztechnisch besteht das Gebäude aus zwei Bauabschnitten, die sich auch in ihrer Funktion in den unteren Geschossen unterscheiden. Die Brandwand verläuft im Bereich des mittleren Treppenhauses und dient als Trennung zwischen Besucherzentrum und Bürogebäude. Für alle Aufenthaltsräume sind in allen Geschossen, durch 3 Fluchttreppenhäuser, zwei Rettungswege vorhanden.

Die Grundrisse weisen eine klare Struktur auf, die nur an wenigen Stellen unterbrochen wird, um die repräsentativen Räume im Gebäude zu betonen. Das 4-geschossige Foyer des Besucherzentrums im 2. OG sowie der Wintergarten in der Bibliothek empfangen die Besucher mit ihrer Großzügigkeit. Dazwischen liegt die Bibliothek als Verbindungselement, die dem Besucher eine besondere Aussicht auf das Preußische Herrenhaus und dessen Gartenanlage bietet. Der 2-geschossige Innenhof im 4. OG zeigt sich hinter der transparenten Fassade zur Leipziger Straße. Hier können die Mitarbeiter des Bundesrats ihre Pause im Freien genießen mit Blick auf das Preußische Herrenhaus.

Bundesrat Ansicht und Schnitt

Energetisches Konzept:

Unter Berücksichtigung der Lage und der Ausrichtung des Gebäudes wurde ein individuell abgestimmtes Energie- und Komfortkonzept entwickelt. Ziel war es, mit einem minimalen Einsatz von Technik und Nutzung regenerativer Ressourcen, einen hohen lufthygienischen und thermischen Komfort bei einem optimierten Energiebedarf zu erreichen und gleichzeitig ein optimales Verhältnis zwischen Investitions- und Betriebskosten zu finden.

Wichtiger Bestandteil des Energiekonzepts ist die Fassadenkonstruktion, welches hauptsächlich aus einer Doppelfassade besteht. Der Zwischenraum, der sich innerhalb der Doppelfassade befindet, dient dem Schallschutz der Innenräume und ermöglicht ein ungestörtes Arbeiten auch bei geöffneten Fenstern. Außenluft wird durch automatisch gesteuerte Öffnungen im Sockelbereich der Fassade in die Pufferzone eingebracht und kann entsprechend der Jahreszeit genutzt werden. Die Doppelfassade übernimmt zudem auch den außenliegenden Sonnenschutz.
Natürliches Tageslicht versorgt alle Aufenthaltsräume. Auf Kunstlicht soll weitestgehend verzichtet werden, um den Energieverbrauch und somit auch die Kosten zu minimieren. Der Einsatz eines Lichtlenksystems ist vorgesehen, um auch die dunkleren Flurbereiche durch Oberlichter in den Trennwänden mit Tageslicht zu versorgen. Kunstlicht wird in Form von LED-Leuchten wo erforderlich eingesetzt. Die Dachflächen sind als Grünflächen zu betrachten. Das Regenwasser wird auf den Dachflächen gesammelt, in einen Regenwasserspeicher im Untergeschoss geleitet und steht somit als Grauwasser zur Verfügung.